Sommer, eine kaum erträgliche Hitze bis zum späten Abend. Da wird die Frage nach der richtigen Trinktemperatur des Weines zu einer echten Herausforderung. An solchen Tagen erinnert man sich an den Satz, welcher einst häufig auf Rotweinflaschen zu finden war: 'Bei Raumtemperatur zu trinken'. Diese, auch im Winter falsche Regel, lässt einen jetzt nur müde lächeln. Einen 25° warmen Spätburgunder oder Chianti? Wer nicht einen tief in der Erde liegenden Weinkeller besitzt, der auch im Sommer die Temperatur konstant hält, muss sich etwas einfallen lassen. Andernfalls wird der Wein eine fussbadtaugliche Brühe, untrinkbar. Keine Sorge jedoch. Trickreiche Lösungen gibt es hier mehrere.
Die klassische Weise, Wein auf die richtige Serviertemperatur zu bringen, ist natürlich der hauseigene Kühlschrank. Weit besser eignen sich jedoch die hierfür eigens entwickelten Weinkühlschranke, die der Fachhandel in unterschiedlichsten Grössen und Ausfertigungen anbietet. Mit ihrer Hilfe lässt sich nicht allein die gewünschte Trinktemperatur von 4°C bis 18°C erzielen, sondern auch die Luchtfeuchtigkeit optimal kalibrieren. Bei den höherwertigen Modellen kann man sogar für jeden Weintyp ein eigenes Fach mit einer jeweils idealen Temperaturstufe wählen. Das untere Preisniveau für Weinkühlschränke liegt bei etwa 200,00 €. Super technologische Profigeräte für Restaurants oder Weinbars, die grössere Mengen frisch halten müssen, kosten leicht mehrere tausend Euro.
So weit so gut. Was aber, wenn man schnell einen Wein braucht, an den man vorher nicht gedacht hatte oder wenn sich überraschenderweise eine paar Freunde mehr zum sommerlichen Gartenfest einfinden? Das ist heutzutage kein Problem mehr. Stehen doch Schnellkühler für Wein bereit, welche eine Flasche mit einer Durschnittsgeschwindigkeit von 2°C pro Minute herunterkühlen. Von dem praktischen Nutzen einer last minute Kühlung einmal abgesehen, bieten diese Geräte zwei weitere Vorteile: zum einen ist der im Vergleich zu den meisten Weinkühlschränken kleinere Schnellkühler platzsparend, zum anderen erlaubt er, nur den gerade benötigten Wein zu kühlen, was einen bedeutenden Energiespareffekt bedeuten kann. Sein stattlicher Preis - mehr als 1000 € für ein gutes Modell - machen ihn bei nur sporadischem Gebrauch zu Hause freilich zu einem Luxusgegenstand.
Eine weit günstigere Alternative ist der klassische Wein- oder Sektkühler. Die schönsten ihrer Art sind aus Kristall oder Silber gefertigt, aber es gibt auch schicke Versionen aus Edelstahl, mit den man sich nicht verstecken muss. Viel wichtiger als das Material ist jedoch die fachgerechte Handhabung des Sektkühlers. Das geht folgendermassen: Zunächst gibt man eine kleine Schicht Eiswürfel in den Kühler, um sodann eine Handvoll grobes Salz darüber zu streuen. Danach stellt man die Flasche senkrecht auf die Eis-Salzschicht und füllt den zwischen Flasche und Kühler verbleibenden Raum mit weiterem Eis und ein wenig Wasser auf. Zerkleinert man vorher die Eiswürfel, so vergrössert sich die Kontaktfläche zwischen Eis und Wasser, was den Kühlprozess weiter beschleunigt. Mit dieser Methode bringt man den Wein innerhalb von zehn bis fünfzehn Minuten auf die richtige Trinktemperatur.
Sobald die richtige Temperatur erreicht ist, kommt die Glacette an die Reihe. Bisweilen auch als Weinkühler bezeichnet, kühlt eine Glacette den Wein nicht, hält diesen aber über einen längeren Zeitraum hinweg auf dem gewünschten Temperaturniveau. Auch hier ist die Palette der angebotenen Modelle breit. Trotz aller ästhetischen Erwägungen ist es wichtig, die funktionellen Anforderungen an eine gute Glacette nicht aus dem Auge zu verlieren. Ein Modell etwa, das weniger als 3/4 der Flasche bedeckt,ist vollkommen untauglich. Da sich der unbedeckte Teil schnell erwärmt, kommt es hierbei zu einem für den Wein nachteiligen Temperaturgefälle gegenüber dem kühleren Flaschenboden. Doppelwandige oder aus thermoisolierendem Material gefertigte Glacettes sind besonders wirksam. Gut auch die Terrakotta-Weinkühler. Diese werden zunächst randvoll mit Wasser gefüllt. Nach etwa einer Viertelstunde giesst man das von der Terrakotta nicht aufgesogenen Wasser ab und stellt die Weinflasche hinein. Die Verdunstung des Wassers erzeugt ein Temperaturgefälle gegenüber der Aussenluft und hällt den Wein dadurch schön frisch.
Alternativen? Etwa Eiswürfel ins Weinglass zur Schnellkühlung? Absolut nein, würde doch das Schmelzwasser den Wein verdünnen und damit dessen Geschmack kompromittieren. Sicher, es gibt mit einer Plastik- oder Edelstahlhülle umgebenen Eiswürfel. Aber Hand aufs Herz: wer möchte so etwas schon ernsthaft im Glas haben?
Originell hingegen die Idee eines Winzers, einen winzigen Teil seines Weines in Form von Eiswürfeln einzufrieren, um diesen dann für unerwartete Weinproben rasch zur Verfügung zu haben. In dieser Weise fügt man jedenfalls nur Wein der gleichen Sorte hinzu. Eine für den Hausgebrauch praktikablere Lösung, die auch ästhetisch etwas zu bieten hat ist denkbar einfach: Man friert einige Weintrauben (am besten aus biologischen Anbau) im Tiefkühlfach ein, um diese dann im gewünschten Moment als alternative Eiswürfel bei der Hand zu haben. Ansprechend, wirksam und kein faux pas wie mit normalen Eiswürfeln.
Ulrich Kohlmann